Fünf Fragen ans Ginger

1. Wie kommt es zu dem eher ungewöhnlichen Namen Ginger?

Für uns war es von Beginn an ein Anliegen, mit der Rotlichthistorie des Gebäudes augenzwinkernd zu spielen – das findet sich in mehrerlei Hinsicht im wunderbar-vielfältigen Namen Ginger wieder. Im modernen deutschen Sprachgebrauch steht  „Ginger“ für das Rötliche und Verruchte. Zudem haben wir mit dem Ginger Fox, also dem Rotfuchs, einen verspielten Gesellen, welcher uns durch den Alltag begleitet. In Japan, wo ich viele Jahre meines Lebens verbracht habe, ist der Rotfuchs von großer Bedeutung. So repräsentiert er als „Inari“ die sexuelle Heiterkeit und erscheint der Sage nach als wunderschöne Frau verkleidet, um ahnungslose Männer zu verführen. Der Ginger Fox ziert daher die Wände unseres Lokals und das von uns betriebene Hostel nennen wir liebevoll den „Fuchsbau“. Das Wort „Ginger“ selbst bedeutet zudem „Ingwer“, welcher in Japan allgegenwärtig ist und mich seit Jahren begleitet. Zu guter Letzt spielen wir natürlichen mit den Worten „Gin“ und „GingART“ – also Gin und Kunst, beides Begriffe, die das Ginger zu dem machen, was es heute ist.

2. Was blieb vom ehemaligen Laufhaus St. Pauli?

Bei der Einrichtung in unserer Bar verfolgte ich das japanische Prinzip „Wabi-Sabi“, ein ästhetisches Konzept, welches die Schönheit in der Unvollkommenheit zelebriert. Es war das Ziel, möglichst viel vom St. Pauli Grundbestand zu erhalten, während wir rundherum das Objekt modernisieren und ihm mit Pflanzen neues Leben einhauchen. Das Haus hat eine lange Historie, das soll der Gast beim Einkehren sofort spüren. Neben der originalen ausladenden Pufftheke haben wir auch die Polestange, einiges an Mobiliar und so manches augenzwinkerndes Bildnis im Lokal erhalten und zum Teil versteckt.

3. Du bist ja neu in der Gastro. Wie waren die letzten Monate für dich?

Ich komme aus einer komplett anderen Berufsrichtung und habe de facto als Quereinsteiger noch unglaublich viel zu lernen. Selbstredend muss man tief in die Materie eintauchen und tagtägliche Herausforderungen annehmen, die die Gastro mit sich bringt. Der Reingewinn aus dem Ganzen ist jedoch pure Lebensfreude gepaart mit einer gewissen Überwältigung – überwältigt vom großartigen Feedback aber zugleich überwältigt von der großen Erwartungshaltung und möglichem Verbesserungspotenzial. Was ich definitiv sagen kann: alles steht und fällt mit dem Team! Ich bin mehr als demütig mit dermaßen tollen Menschen zu arbeiten, die mir den Rücken freihalten damit ich meine Rolle als Gastgeber wahrnehmen kann.

Schlussendlich soll es aber nicht um meine Person gehen. Denn es ist das Publikum, welches der Location das Leben einhaucht. Und dieses Publikum ist großartig – für das Vertrauen jeden einzelnen möchte ich mich herzlich bedanken!

4. Wie würdest du den Bezirk Lend in drei Worten beschreiben?

Urban, frech und lasziv!

5. Warum Gin?

Ich habe die Ginkultur in Japan kennen und lieben gelernt! Die Vielfalt an Gin Tonic Kombinationen ist schier unglaublich – ich lehne mich da sehr selbstbewusst aus dem Fenster und würde meinen, dass man mit dem richtigen Mix jeden(!) Menschen glücklich machen kann. Und mit „jeden“ meine ich sprichwörtlich jede gewünschte Geschmacksrichtung: ob fruchtig, trocken, krautig, schokoladig, sauer, bitter, rauchig und – wenn gewünscht – auch alkoholfrei. Zudem bin ich ein Ästhet, ich liebe schöne Dinge – und da holt einen die Gin-Industrie sofort ab. In kaum einem anderen Sektor wird dermaßen viel Detailverliebtheit in das Produktdesign investiert. Viele Ginflaschen sind kleine Kunstwerke – viel zu schade, sie wegzuwerfen. Wir heben sie generell auf, schenken sie unseren Gästen oder benutzen sie weiter. Kleinode müssen erhalten bleiben, so wie das Ginger selbst 🙂

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